
Warum ist Kinderspielzeug aus Holz besser als aus Plastik?
Wenn Kinder spielen, entdecken sie die Welt mit allen Sinnen. Spielzeug ist dabei weit mehr als Beschäftigung und Ablenkung. Es hilft beim Lernen, unterstützt die Motorik und prägt das Gefühl für Räume, Formen und Materialien. In einer Zeit, in der immer mehr Eltern auf Nachhaltigkeit und Qualität achten, rückt das Thema sicheres Kinderspielzeug verstärkt in den Fokus. Und genau hier kommt Kinderspielzeug aus Holz besonders oft ins Spiel.
Holz wirkt warm und vertraut. Duft, Haptik und Gewicht unterscheidet sich spürbar von Kunststoffen. Für viele Familien bedeutet das ein bewussteres, ruhigeres Spiel. Kinderspielzeug aus Holz lädt zu eigenem Entdecken ein, statt durch blinkende Lichter oder rasche wechselnde Reize gezielt zu steuern. Wenn gleichzeitig Material‐ und Sicherheitsstandards erfüllt werden, schafft es Vertrauen.
Wann ist Kinderspielzeug sicher?
Damit Spielzeug wirklich sicher ist, müssen mehrere Kriterien erfüllt werden. Die EU-Spielzeugrichtlinie 2009/48/EG legt die grundlegenden Regeln fest. Dazu zählen:
- mechanische/physikalische Sicherheit
- chemische Sicherheit
- Entflammbarkeit
- elektrische Sicherheit
Dem hinzu kommt die Norm-Reihe DIN EN 71, die insbesondere in Deutschland als Maßstab gilt. Darüber fallen z. B.
- DIN EN 71-3 – Migration bestimmter Elemente (z. B. Blei, Cadmium) DIN EN 71-2 – Entflammbarkeit von Spielzeug
- DIN EN 71-9/10/11 – Weitere Anforderungen für bestimmte Materialien und Prozesse
Wenn ein Spielzeug als sicheres Kinderspielzeug gelten soll, heißt das zum einen, dass es den CE-Kennzeichenprozess durchlaufen hat, der Hersteller beziehungsweise Vertreiber eine technische Dokumentation erstellt hat, dass Prüfberichte vorliegen und dass alle verwendeten Materialien auf Unschädlichkeit getestet wurden.
Holz allein macht Spielzeug also nicht automatisch sicher. Auch bei Holz müssen Lacke, Klebstoffe, Oberflächenbehandlung unbedenklich sein. Aber gute Holzprodukte erleichtern Eltern oft die Prüfung, wie zum Beispiel ein schlichtes Holzauto, sauber verarbeitet, mit dem CE-Zeichen und Angaben zur EN-71-Serie.
Kinderspielzeug aus Holz vs. Plastik
Materialwahl und Haptik
Kinderspielzeug aus Holz bringt eine besondere Haptik mit sich. So ist es griffig, nicht zu schwer und frei von übermäßigen Oberflächenreizen. Kinder können Holzspielzeug vollumfänglich erkunden. Sie können es halten, drehen, schütteln und fühlen. Manche bieten auch akustische Reize. Das unterstützt die Feinmotorik und fördert das bewusste Spielen. Kunststoffspielzeug ist oft leichter, in knalligen Farben und mit Funktionen versehen. Das kann zu Reizüberflutung führen.
Langlebigkeit und Wiederverwendung
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Holzspielzeuge im Durchschnitt eine längere Nutzungsdauer als Kunststoffspielzeuge haben. In einer Analyse von Holz- und Plastikspielzeug ergab sich eine durchschnittliche Lebensdauer von 7,29 Jahren bei Holzspielzeug gegenüber 6,17 Jahren bei Kunststoffspielzeug. Ein robustes Holzspielzeug bleibt oftmals erhalten und von Geschwistern weiter genutzt oder an Bekannte weitergegeben. Es wird seltener entsorgt und früher ersetzt. Das ist ein Vorteil aus Sicht von Nachhaltigkeit und Kosten (vgl. Yamane & Kayo, 2025: 2351). Darüber hinaus können von Kunststoffspielzeuge, insbesondere dann, wenn sie schlecht verarbeitet sind, Kleinteile abbrechen, die eine Verschluckungsgefahr darstellen können.
Umwelt- und Gesundheitsaspekte
Eine Lebenszyklus-Analyse fand heraus, dass Spielzeug aus Holz geringere Treibhausgas-Emissionen pro Jahr der Nutzung und weniger Umweltauswirkungen in mehreren Kategorien als vergleichbare Kunststoffspielzeuge hat. Auch in Bezug auf Innenraumluftqualität gab es Vorteile: Eine Studie in Kindergärten zeigte, dass Holzmaterialien zu niedrigeren Konzentrationen von Formaldehyd, TVOC (volatile organische Verbindungen) und Feinstaub führten als Kunststoffmaterialien. Konkret heißt das für Kinderspielzeug aus Holz: Wenn es nach geltenden Standards verarbeitet und lackiert wird, stellt es die gesündere Wahl dar, da es weniger chemische Emissionen, weniger Kunststoffabrieb, mehr reuse-Potenzial aufweist (vgl. Aykan, Demirarslan & Demirarslan, 2025: 1088-1109).
Spielwert und Entwicklung
Holzspielzeug ist meist einfacher gestaltet als Kunststoffspielzeug und regt dadurch freies, fantasievolles Spielen an. Es fördert Kreativität und Problemlösungsfähigkeit, weil es ohne Lichter, Geräusche oder vorgegebene Funktionen auskommt. Klassische Beispiele wie Bauklötze, Steckspiele oder Puzzles stärken das räumliche Denken, die Feinmotorik und die Hand-Auge-Koordination. Besonders in Montessori- und Waldorfpädagogik werden Holzmaterialien bewusst eingesetzt, um eigenständiges und sinnliches Lernen zu fördern.
Durch Knöpfe mit Lichtern und Geräuschen ist Plastikspielzeug oft funktional vorgegeben. Diese Effekte unterhalten zwar, lassen aber weniger Raum für eigene Ideen oder selbstständiges Handeln. Viele dieser Spielzeuge führen zu eher passivem Spiel, bei dem Kinder beobachten statt gestalten.

Kaufkriterien für gutes Holzspielzeug – so erkennst Du sicheres Kinderspielzeug
Damit Du beim Kauf von Kinderspielzeug aus Holz und beim Thema sicheres Kinderspielzeug gut gewappnet bist, hier eine kompakte Checkliste:
Normen & Zertifikate
- CE-Kennzeichen vorhanden? Herstellerangabe zur Anwendung der DIN EN 71-Reihe?
- Angaben zur chemischen Prüfung (z. B. DIN EN 71-3) oder Speichelfester Oberfläche?
Material & Verarbeitung
- Massivholz oder Holzwerkstoff?
- Gehölzart angegeben?
- Oberfläche sauber geschliffen, keine Splitter?
- Lack/Öl/behandle frei deklarierte Schadstoffe?
- Spielzeug frei von losen Kleinteilen & Fugen?
Design & Spielwert
- Keine übermäßige Elektronik oder Mikro-Kunststoffteile?
- Einfaches, freies Spielmaterial fördert Vielfalt?
- Materialwahl macht bewusst „ruhigeres“ Spielen möglich?
Nachhaltigkeit
- Herkunft des Holzes: FSC® oder PEFC zertifiziert?
- Langlebigkeit: Weitergabe, Wiederverkauf möglich?
- Verpackung: minimiert Kunststoff, recyclebar?
Altersgerechtigkeit & Gebrauch
- Spielzeug gilt als sicheres Kinderspielzeug, wenn Altersempfehlung passt, keine Kleinteile bei Minis!
- Pflegehinweise vorhanden? Holzspielzeug nicht im Wasser lassen, nicht im Freien unbeaufsichtigt.
Sicheres Kinderspielzeug aus Holz - Praxis-Tipps für Eltern
- Weniger ist mehr: Eine kleine Auswahl hochwertiger Spielzeuge kann besser sein als viele günstige Ersatzstücke.
- Spielen begleiten: Stelle offen Fragen („Was möchtest Du mit dem Wagen machen?“) statt Vorgaben durch das Spielzeug. So wird freies Spiel gefördert.
- Weitergeben lohnt sich: Holzspielzeug kann über mehrere Geschwister oder Generationen hinweg genutzt werden – mit etwas Pflege entdecken Kinder neue Perspektiven im bekannten Material.
- Aufbewahrung beachten: Holz bleibt besser, wenn es trocken gelagert wird – vermeide Feuchtigkeit, direkte Sonne, starke Temperaturschwankungen.
- Reparieren statt wegwerfen: Ein abgenutzter Holzwagen? Schleifen, nachölen – und er bekommt neues Leben. Das ist nachhaltiger als Ersatz aus Kunststoff.
Quellen:
Aykan, R., Demirarslan, K. O., Işik Demirarslan, E. (2020) Effects of wooden and plastic toys on indoor air quality in kindergartens. Bioresources, 15(1), 1088-1109.
Yamane, Y., Kayo, C. (2025) Environmental Impact Assessment of Toys Toward Sustainable Toy Production and Consumption in Japan. Sustainability, 17, 2351.



















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